Im Mai 2012 unternahm die Klasse 3c aus Lauter im Rahmen des HSU-Unterrichts einen Ausflug zum Schloss Aschach. Die Schüler hatten sich vor dem Besuch für den Workshop "Karl und
Ludwig" entschieden. Bei dieser Gelegenheit sollte den Schülern mit Hilfe der Museumspädagogin Frau R. Kiesel das äußerst unterschiedliche Leben der Kinder Karl und Ludwig nahegebracht werden. Ein
Vergleich zur Lebensweise in der heutigen Zeit bot sich an. Zunächst waren die Kinder vom romantisch angelegten Park des Schlosses und dem imposanten Schlosshof beeindruckt. Nur wenige hatten
das Schloss bisher besucht. Im Schloss staunten die Schüler immer wieder über die prächtig ausgestatteten Räume, die vielen wertvollen Möbel und Kunstwerke der 32 Zimmer. Mit Ratespielen und
kindgerechten Erzählungen im Foyer des Schlosses stimmte Frau Kiesel die 27 Schüler geschickt auf das Leben Karls von Luxburg ( 10. Mai 1872) ein. Schnell wurde den Kindern klar, dass Adel im
wahrsten Sinne des Wortes verpflichtet. Keiner im Schloss lebte, wie es ihm gerade gefiel. Selbst die Ammen, Kindermädchen und die Privatlehrer von Karl mussten Fremdsprachen beherrschen und
sich in verschiedenen Sprachen mit dem Schlosskind unterhalten. Karl hatte keine Klassenkameraden mit denen er spielen, lernen oder Unsinn machen konnte. "Da war er ständig an der Reihe" , bemerkte
ein Schüler entsetzt. Es war Pflicht in andere Länder zu reisen, adlige Gäste zu empfangen und sich nach einer strengen Etikette zu benehmen. Natürlich staunten die Kinder über die erlesene
Speisekarte. Neben täglichen Fleischgerichten ( Fleisch, Fisch, Wild und Rebhuhn), wurden auf wertvollsten Porzellan, Kristallgläsern und Silberbesteck auch Eis , Wein und Kaffee in dem noch bestens
erhaltenen Speisezimmer gereicht. Die Schüler erfuhren, welche Persönlichkeiten aus aller Herren Länder auf Schloss Aschach zu Gast waren. Die Visitenkarten sind noch heute zu bewundern. Selbst eine
Flasche des Liebligsweins Fürst von Bismarcks steht noch in einem Salon bereit. Die wunderschöne Austattung der Räume erinnerte manches Mädchen an Märchen. Im krassen Gegenzug dazu sah im
Volkskundemuseum die Ausstattung der Stuben aus, in denen der Bauernjunge Ludwig zur selben Zeit lebte. Auch hier erfuhren die Schüler, nach genauen Epochen geordnet, wie die "einfachen Leute" damals
lebten. Hier gab es keine Federbetten und echte Matrazen. Mehrere Geschwister schliefen auf einem Strohsack in der Schlafkammer der Eltern. In der Wohnstube hielt sich die Familie zum Essen auf.
Erst, wenn der Vater den Löffel ergriff und nur solange er aß, durfte die Familie, meist aus einer einzigen Schüssel, essen. Im Hergottswinkel wurde viel gebetet, um den schweren Arbeitsalltag
leichter zu ertragen. Da gab es manchmal 10 oder mehr Kinder in einer Familie und einer unserer Klassenkameraden bedauerte ernsthaft die geplagten Mütter. Die Kinder fanden das einfache Leben
durchaus lebenswert, aber der Verlust jeder Technik, des Fernsehens und der Computer überraschte sie dann doch. Ein einsamer Vogel in einem Vogelkäfig der Wohnstube ersetzte in Radio und dies
konnte sich kaum ein Kind vorstellen. Die gute Stube, das heutige Wohnzimmer, wurde nur an hohen Festtagen genutzt und keine Sofalandschaft lud zum Lümmeln ein. Eine Waschschüssel diente der
täglichen Körperpflege und die Kleidung wurde für Werk- und Festtage strikt auseinander gehalten. Auch der Speiseplan der Bauern war mit dem der Schlossherren unvergleichbar. Milchsuppe, Milch,
saurer Rahm, Brot, Käse und Hülsenfrüchte aus eigenem Anbau stillten den Hunger. Die von Frau Kiesel angebotenen Getreidearten und Kräuter errieten die Schüler
und.... sie schmeckten. Nach diesen eindrucksvollen Erlebnissen und Erfahrungen wanderte die Klasse nach Bad Bocklet. Bei schönstem Sonnenschein und Miniaturgolfen genossen die Schüler bei
Bratwürten, Eis und erfrischenden Limonaden den restlichen Vormittag.
gabi hansen